General-Anzeiger Bonn vom 6. Januar 2007
Kulturverein holt Theater Marabu Bonn
nach Erpel

Ungewöhnliches Erzähltheater hält junge Zuschauer im Bürgersaal gefangen


Im Bauch des Riesen: Das Tragluftzelt sowie aufwändige Licht- und Technikeffekte
bilden den Rahmen für eine ungewöhnliche Theateraufführung, die bei den Erpeler
Kindern gut ankommt

Knallrot leuchtet das Innere des Tragluftzeltes auf, das die Mitglieder des Theaters Marabu Bonn im Erpeler Bürgersaal "aufgepustet" haben. Die rund 70 vorwiegend jungen Zuschauer befinden sich mit der Titelheldin Clara im "Bauch" eines großen Riesen.

Aber auch dieses Abenteuer werden sie gemeinsam überstehen, hat das Mädchen doch einen treuen Freund, ihren Schwan. "Ich will einen Vogel haben, der bei mir im Bett schläft und mit mir frühstückt", erklärt Clara ihren Eltern. Die aber haben kaum Zeit für ihr Kind und hören ihm nie richtig zu. Also macht sich das Mädchen allein auf die Suche. "Was wird sie wohl für einen Vogel finden?", fragt Erzählerin Tina Jücker die Zuhörer.

In kleinen Gruppen sind die kurz zuvor in das Zelt geführt worden. "Wenn wir alle auf einmal einlassen würden, würde soviel Luft entweichen, dass wir das Zelt erst wieder langwierig auffüllen müssten", erklärt Benjamin Neustein, der mit Florian Hoffmann für die Technik verantwortlich ist. Inzwischen haben die Kinder anhand des jeweiligen Geschnatters oder der Figur schon die verschiedenen Vögel erkannt, die Clara ins Auge fasst.

"Eine Ente, ein Huhn, und das ist ein Flamingo", klingt es fröhlich durch das acht Meter große Rund. Nur den Schwan zu erkennen, fällt den Kindern etwas schwerer. Umso bereitwilliger folgen sie Clara und ihrem Vogel in den Wald, denn ein Schwan gehört nicht in die Wohnung, hat Claras Vater kategorisch festgelegt.

Für die Reise verlässt Tina Jücker das Zelt. Assistiert von ihren Technikern, lässt sie Clara und den Schwan als Schattenriss rund um die Zeltwand wandern. "Das Theaterstück nach der Bilderbuchgeschichte von Martin Auer ist eine Kombination aus Erzähl- und Objekttheater sowie aus Schatten- und Illuminationstheater", sagt Regisseur Claus Overkamp.

So werden Claras Eltern durch Barbie und Ken dargestellt, das Mädchen selber ist eine Playmobil-Figur. Als Schattenrisse erscheinen dann "nachts" auch Waldbewohner, vom Wolf bis zur Schlange, an der Zeltwand. Gefährlich werden können sie Clara aber nicht, hat die doch ihren großen Freund dabei. Zum Riesen, dem letzten Wald-Abenteuer von Clara, mutiert Jücker selber. Weit über den Tisch vorgebeugt und von unten angestrahlt, wird ihr Schatten immer riesiger, bis er fast die ganze Zeltinnenwand einnimmt.

Natürlich gibt es ein Happy-End in Form einer Schattenriss-"Karussellfahrt", an der alle anderen "Bewohner" teilnehmen, die Clara im Bauch des Riesen angetroffen hat. "Diese freche Geschichte lebt von Tinas großem Erzähltalent, andererseits aber auch von der ausgefeilten Beleuchtung, die in eine Traumwelt entführt und ihre Fantasie anregt", erklärt Overkamp.

Und diese Einschätzung wird postwendend durch den begeisterten Applaus bestätigt. Ihr Dank gilt auch dem Kulturverein "ad erpelle", der "Marabu Bonn" verpflichtet hatte.

Weitere Informationen im Internet unter www.theater-marabu.de.

Text: khd / Foto: Frank Homann

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