General-Anzeiger Bonn vom 15. September 2009
Engel verleihen Frieden Flügel
Förderkreis Junge Kunst und »ad Erpelle« laden zur Finissage des zweiten Brückenfestivals
»Ich möchte dem Frieden Flügel verleihen!«, war auf der zarten Folienwand eines der beiden transparenten Schwebetürme zu lesen, die im Kontrast zu den mächtigen, schwarzen Brückenkopftürmen der ehemaligen Ludendorffbrücke standen. »Ich möchte mit Engelszungen reden, mit einer Stimme wie Donnerhall«, war nicht weit entfernt davon geschrieben, während silberne Engelsgestalten von den Türmen zum Eingang des früheren Eisenbahntunnels schwebten.
Stolz präsentieren Teilnehmer des Künstlercamps, Schüler des Gymnasiums Schloss Hagerhof, mit WolfRabe (links), Peter Stehr (von rechts) und Anke Noreike die Ergebnisse ihrer Arbeit.
»Diese Landart-Installation ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des Bonner Künstlers WolfRabe mit Schülern des Gymnasiums Schloss Hagerhof, die von ihren Kunstlehrern Anke Noreike und Peter Stehr betreut wurden«, berichtete am Sonntag Ingo Maas vom Förderkreis Junge Kunst (FJK) bei der Finissage des Zweiten Brückenfestivals. Während diesem sei ein Funke übergesprungen von den Künstlern auf die Besucher, von denen einige sogar mehrmals die Arbeiten in den Brückentürmen besichtigt hätten, erinnerte Maas mit Stolz an den Erfolg der zweiwöchigen Kulturveranstaltung.
»Stolz können wir aber auch auf die vielen ehrenamtlichen Helfer um Helmut Reinelt vom FJK und Edgar Neustein vom Kultur- und Kunstverein ›ad Erpelle‹ sein«, hob Maas hervor. Dabei vergaß er nicht, auf den Katalog mit den Arbeiten des Brückenfestivals hinzuweisen, der in drei Wochen erscheinen wird. Stolz können aber auch die 56 Hagerhofschüler sein, die an dem Landart-Objekt mitgearbeitet haben, das sich, so Maas, durchaus neben den Arbeiten der Profi-Künstler sehen lassen kann. »Seinen Abschluss hat das Projekt am Freitag gefunden, in einer Performance zu den tragischen Ereignissen des 11. Septembers. Dabei erinnerten die Schüler mit über 3.000 weißen Papierfliegern an den Terroranschlag auf das World Trade Center, bei dem so viele Menschen unschuldig ihr Leben verloren haben«, erläuterte Maas.
»Die Papierflieger erinnern an das Friedenssymbol, die weiße Taube, und stehen damit natürlich im Kontrast zu den Flugzeugen, die in die Zwillingstürme gejagt wurden«, erklärte Stehr. Etliche Schüler von Klasse sieben bis zwölf, vor allem die jüngeren, hätten sich erst während der Arbeit mit diesem schrecklichen Ereignis auseinandergesetzt. Aber auch der Zweite Weltkrieg sei vielen durch die Brückentürme und ihre Geschichte erst richtig bewusst geworden. »Außerdem haben sie durch die Zusammenarbeit mit WolfRabe erkannt, dass die Realisierung der Ideen richtige Arbeit ist, die durchplant werden muss«, ergänzte Stehr.
Den festlichen Rahmen für die Präsentation der Landart gestalteten am Sonntag Schüler der Musical-Schule von Schloss Hagerhof unter Leitung von Mariana Ilgauds-Preuten. So trugen Angelina Hamacher und Sophia Euskirchen das Duett »Der Hass« aus »Romeo und Julia« vor, Isabella Hamacher und Julian Culemann »Wenn ich tanzen will« aus dem Musical »Elisabeth« und die beiden Hamacher-Schwestern »Irgendwo wird immer getanzt«. »In Gedanken werden die Besucher des Brückenfestivals noch lange bei den beeindruckenden Arbeiten sein, die ihr Bewusstsein verändert haben werden«, war sich Neustein sicher. Genau dies beabsichtige sein Verein: ein Bewusstsein für die historische Situation zu schaffen mit positiven Auswirkungen für die Zukunft. »Von daher wünschen wir uns, dass wir 2011 zu einem dritten Brückenfestival im Sinne einer Arbeit für den Frieden einladen können. Allerdings schwebt über all dem das Veto der Bahn AG, die unverständlicherweise Ende September das Ende der Tunnelnutzung angekündigt hat«, so Neustein.
Und schon füllte das Duo »White Canvas«, Rolf Beydemüller und Rena Meyer Wiel, genau dieses Tunnelgewölbe »laut und leise« mit Cross-over-Musik.
Text: Horst-Dieter Küsters / Foto: Holger Handt
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