General-Anzeiger Bonn vom 7. September 2009
Echo wie Gewittergrollen

Ivan Mancinelli und sein Percussion-Ensemble beim Brückenfestival

Lautlos malten die Lichtinstallationen von Helmut Reinelt sich ständig verändernde, tarnnetzartige Muster auf das Tonnengewölbe. Dann gingen sie in florale Muster über, um sodann den Erpeler Eisenbahntunnel an seiner ersten Biegung Richtung Norden schlagartig in das grelle Licht gleißender Blitze zu hüllen. Von den Wänden schallte das Echo der großen Pauke und der drei Trommeln wie Gewittergrollen zurück, bis die Schläge der Stöcke und Schlegel so schnell geworden waren, dass sie den Widerhall überlagerten.

Feurige Rhythmen im kalten Erpeler Tunnel Feurige Rhythmen im kalten Erpeler Tunnel

»Bei unserem ersten Brückenfestival hatten wir als Höhepunkt den Trompeter Markus Stockhausen eingeladen, dieses Mal bieten wir Ihnen mit Ivan Mancinelli und seinem Percussion-Ensemble erneut ein ganz besonderes Konzerterlebnis.« Mit diesen Worten begrüßte Ingo Maas von der Fördergemeinschaft Junger Kunst am Samstagabend die Besucher des Konzerts »Drummings« im »Tunnel-Foyer«, die sich den konzertanten Dialog in dem einzigartigen Ambiente nicht entgehen lassen wollten.

»Ivan Mancinelli, der am Salzburger Mozarteum bei Peter Sadlo studiert hat, leitet seit einigen Jahren eine Schlagzeugklasse am Conservatorio Luigi Canepa in Sassari auf Sardinien«, berichtete Maas. Er habe dem anerkannten Percussionisten, den ihm Herbert Kröger aus Salzburg empfohlen hatte, das Konzept des Brückenfestivals beschrieben. Mancinellis Reaktion: »Das hört sich toll an. Da mache ich gerne mit!«

Nicht einkalkuliert hatte der Italiener allerdings die äußeren Umstände. »Bei etwa 40 Grad ist er mit seinem Ensemble am Donnerstag auf Sardinien gestartet, um gestern hier im Tunnel bei nur zwölf Grad zu proben«, sagte Maas. Diese niedrige Temperatur herrschte auch beim Konzert. Jedoch sorgten die feurigen Rhythmen des temperamentvollen Percussion-Konzerts dafür, dass die Besucher nicht froren.

Mit Nebojsa Jovan Zivkovics »To the Gods of Rhythm« hatte Mancinelli seine Zuhörer auf der Djembe, einer Handtrommel aus Westafrika, empfangen. Dabei zauberte der Musiker durch Bassschläge in die Mitte des Trommelfells, durch leichtes Tippen der Fingerspitzen und Triller mit den Mittelfingern sowie Schlägen an den Rand Klang- und Rhythmusnuancen hervor, die das Publikum in Verzückung versetzten.

Keine Grenzen kannte die Begeisterung nach dem Stück »Persona« des Japaners Tanaka, bei dem Mancinelli an die Marimba, eine Art Xylophon wechselte, während die vier Mitglieder seines Ensembles mit Stöcken und Schlegeln in rhythmischer Perfektion Trommeln und riesige Pauken bedienten. Kraftvoll grollend, knochenhart tosend schuf das Quintett mit elektrisierenden Attacken auf das Trommelfell der Zuhörer immer neue einzigartige Klangbilder, die es zudem vokal stimmig unterstrich.

Nach einem Ausflug in die Lyrik mit dem Stück »Two movements from river« wechselte Mancinelli von der Marimba wieder an die »härteren« Schlagzeuge, um sein restlos begeistertes Publikum mit Siegfried Finks »Trommelsuite« in die Pause zu schicken. Nach der stand dann Steven Reichs klassisches Stück »Music für pieces of wood« (1973) im Mittelpunkt des Percussion-Konzerts, das die Besucher des Brückenfestivals zu Freunden, wenn nicht gar zu Fans der so genannten »Neuen Musik« hatte werden lassen.

Text: Horst-Dieter Küsters / Foto: Frank Homann

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