General-Anzeiger Bonn vom 20./21. Oktober
2007
Klasse! - Schüler lesen Zeitung:
Großes Theater im Erpeler Tunnel
Der Kulturverein des Ortes bringt "Die
Brücke von Remagen" auf die Bühne. Der Schauspielplatz
für die Überquerung des Rheines durch die Amerikaner
liegt unterirdisch
Der feucht-kalte Tunnel unter der Erpeler
Ley dient als große Theaterkulisse für "Die
Brücke von Remagen". Im Tunnel erleben die Zuschauer
den Kampf der Amerikaner gegen die Deutsche Wehrmacht um die
Brücke. Weil die Sprengung zunächst missglückte,
konnten die Amerikaner die Brücke überqueren.
Es ist der 7. März 1945. Schüsse
sind zu hören. Im Erpeler Tunnel herrscht Panik. Die
Amerikaner stehen in Remagen und drohen, die Brücke einzunehmen.
Zudem ist noch zu wenig Sprengstoff vorhanden, um die Brücke
zu sprengen. Die Zuschauer halten den Atem an: Ist es der
7. März 1945 oder der 3. Oktober 2006?
Das ist der Effekt, den "Theater
an authentischen Stellen" nach sich zieht. Gut, dieses
Gefühl kann man auch im normalen Theater erhalten, aber
es ist schon etwas anderes, wenn man an Ort und Stelle ist,
wo das Gespielte tatsächlich geschehen ist, betont der
Bürgermeister und Vorsitzende des Erpeler Kulturvereins
Edgar Neustein. Er ist der Mann, der im Hintergrund die Fäden
zog. Mit Unterstützung weiterer Mitglieder des Kulturvereins
stellte er diese wunderbare Inszenierung "Die Brücke
von Remagen" vor einem Jahr auf die Beine.
Die Idee war am 7. März 2005 anlässlich
einer Gedenkfeier zur Brückenüberquerung der Amerikaner
entstanden, an der auch der Intendant der Rheinland-Pfälzischen
Landesbühne teilnahm. Die Überquerung der Brücke
schien der perfekte Theaterstoff. Diese Idee gerit erheblich
ins Wanken, als die nötigen Umbaukosten für den
Eisenbahntunnel, der hinter der Ludendorffbrücke 333
Meter unter der Erpeler Ley hindurch führt bekannt wurden.
36.000 Euro schienen nicht aufbringbar.
Doch der Vorstand des Kulturvereins gab
nicht auf, und als die Sparkasse Neuwied das Projekt der Erpeler
mit 6.000 Euro und das Land Rheinland-Pfalz mit 10.000 Euro
unterstützten, war ein guter Anfang gemacht. Der Rest
konnte durch Eigenleistung sowie weitere Spenden gestemmt
werden.
Die Landesbühne Rheinland- Pfalz
probte inzwischen fleißig das Theater, so dass es am
6. September 2006 zur Uraufführung in Neuwied kam. Die
Landesbühne Rheinland-Pfalz verzichtete dabei auf ihre
Gage und erhielt stattdessen Teile der Eintrittsgelder.
Zahlreiche neugierige Erpeler verließen
völlig begeistert den Neuwieder Theatersaal. Zu dieser
Zeit liefen in Erpel die letzten Vorbereitungen für die
Aufführung dort auf Hochtouren. Der Boden im Erpeler
Tunnel musste mit Beton ausgegossen, neue Ventilatoren zur
Entlüftung im Brandfall mussten installiert, ein Stromaggregat
besorgt und zu guter Letzt der Platz hinter dem Tunnel frei
geräumt werden. Auch hier konnte wieder durch ehrenamtliche
Hilfe sehr viel Geld eingespart werden . Im Oktober 2006 folgte
schließlich die erste Aufführung im Tunnel. Das
Theater am Originalschauplatz begeisterte einfach alle.
All die freiwillige Arbeit hatte sich
ausgezahlt, und ein wunderbares Theaterstück konnte aufgeführt
werden. Dieser durchschlagende Erfolg unterstützte den
Vorschlag, dieses Theater in diesem Jahr zu wiederholen. Und
so konnten Leutnant Timmermann, so hieß der amerikanische
Soldat, der als erster die Brücke von Remagen überquerte,
sowie seine Kameraden jetzt wieder Gast im Erpeler Tunnel
sein.
Text: Marcien Charlier, Martinus-Gymnasium
Linz, Klasse 8b / Fotos: Frank Homann
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