Rhein-Zeitung vom 6. Oktober 2007
Basalt fasziniert Kunststudenten
RZ schaute Teilnehmern des Bildhauer-Symposiums
über die Schulter
Seit zwei Wochen dreht sich rund um die
Brückentürme in Erpel alles um Kunst. Doch es sind
nicht nur Werke ausgestellt, es entstehen auch neue. Die RZ
besuchte das Basalt-Symposium.
|
|
Unter den Augen von
Professor Lars-Ulrich Schnackenberg (l.) und Helmut Reichelt
(r.) gibt Sören Köhler dem Basaltstein den letzten
Schliff |
"Es hat einen besonderen Reiz, unter
der Erpeler Ley zu arbeiten. Es regt die künstlerische
Fantasie an." Zwei Wochen lang hat Sören Köhler
die Ateliers der Alanus-Hochschule Alfter mit dem Platz unter
freiem Himmel vor dem Eingang zum Erpeler Eisenbahntunnel
getauscht. Über ihm ragen die riesigen Basaltsteinsäulen
empor. Die, wie Sören Köhler immer wieder fasziniert
feststellt, "bei jedem Licht, zu jeder Tageszeit immer
wieder völlig anders aussehen".
Der Oberschwabe ist einer von acht Studenten
aus dem Fach Bildhauerei, die die Fördergemeinschaft
Junge Kunst (FJK) mit Sitz in Bad Honnef eingeladen hat, sich
im Rahmen des Brückenfestivals in Erpel an einem Basalt-Symposium
zu beteiligen. Auf dem Freigelände vor dem Tunnel bearbeiten
sie zum Teil riesige Basaltblöcke. 20 Tonnen hat die
Basalt AG insgesamt zur Verfügung gestellt.
Geschäftiges Klopfen, Hämmern
und das Kreischen von Steinsägen kündigen schon
von Weitem an, dass Ungewöhnliches vor sich geht: Täglich,
egal bei welchem Wetter, bearbeiten die Bildhauerstudenten
riesige, für die Gegend typische Basaltblöcke. Das
Material ist fast so hart wie Diamant", weiß Ramon
Muggli, der mit seinem tonnenschweren Steinblock so seine
Erfahrungen gesammelt hat. Er ist fasziniert von dem Material.
"Es gibt nur wenige Basaltkünstler. Man kennt das
Material eigentlich nur aus der Nutzanwendung. Aber die spezielle
Formkraft in dem Stein hat einfach ihren speziellen Reiz."
Basalt ist ein besonderer Stein, dessen
"Mystik" auch Organisator Helmut Reinelt vom FJK-Vorstand
in seinen Bann gezogen hat. Der Bad Honnefer Künstler,
der zusammen mit Lars-Ullrich Schnackenberg, Professor an
der Alanus-Hochschule, das Brückenfestival auf den Weg
gebracht hat, spricht allen Bildhauern und auch dem Professor
aus dem Herzen, als er feststellt: "Die raue Oberfläche,
die durch die Bearbeitung glatt und weich wird - man hat das
Gefühl, der Stein lebt."
Die Studenten aus ganz Deutschland haben
jedoch erst einmal Mühe, den Steinen Leben einzuhauchen.
Das harte Material lässt sich nicht einfach mit Hammer
und Meißel bearbeiten, sondern erfordert den Einsatz
moderner Technik. Die Steinsäge (Flex) wird zum Meißel
und will wohl überlegt eingesetzt werden. Tiefe Schnitte
setzen die Künstler so an, dass sie später die Zwischenräume
herausschlagen können. Noch ist keine Arbeit fertig.
"Die Studenten befinden sich noch auf dem Weg",
erläutert Schnackenberg. Auf diesem "Weg" überlegen
sie auch, ob sie den Basalt zum Beispiel mit Bronze oder anderen
Materialien kombinieren.
Das Brückenfestival endet mit einer
Finissage am Sonntag. Ab 11 Uhr lässt Performance-Künstlerin
Ingrid Scheller auf dem Tunnelvorplatz ein farbenfrohes Action-Painting
zur Musik von "Klaus, dem Geiger" entstehen. Heute
Abend, 19.30 Uhr, treten junge Schauspieler mit dem Stück
"Unschuld" von Dea Loher auf.
Eigentlich sollte damit auch das
Symposium enden. Aber: "Die Studenten arbeiten weiter.
So lange, bis sie mit ihrem Ergebnis zufrieden sind",
kündigt Schnackenberg an. So lange können Interessierte
auch weiterhin den engagierten Künstlern im Schatten
der Erpeler Ley über die Schulter schauen. (Sabine
Nitsch)
<<< zurück
zur Übersicht
|