Rhein-Zeitung vom 1. August 2007
Kunst rund um die Brückentürme

Fördergemeinschaft organisiert dreiwöchiges Festival im Schatten der ehemaligen Rheinquerung zwischen Erpel und Remagen

Die Idee, im Tunnel hinter der zerstörten Brücke von Remagen das gleichnamige Theaterstück aufzuführen, ist für Erpel ein voller Erfolg. Im September soll die Herrlichkeit am Rhein nun dank des Brückenfestivals zu einem weithin sichtbaren Kunstort werden.

Hell - dunkel, Licht - Schatten, Feuer - Wasser, Lachen - Trauer, Stille - Lärm, Bewegung - Stillstand, Fantasie - Monotonie, innen - außen: Die Faszination von Gegensätzen zieht sich wie ein roter Faden durch das "Brückenfestival", das Erpel vom 21. September bis 14. Oktober zu einem nicht zu übersehenden Kunstort macht.

Auch die im Mittelpunkt der Veranstaltung stehende, zerstörte "Brücke von Remagen", die wie ein Mahnmal in der lieblichen Rheinlandschaft steht, hat zweierlei Bedeutung. Sie ist Symbol sowohl für Zerstörung als auch für Versöhnung. Ziel des Brückenfestivals ist es nach Angaben des Veranstalters, der Fördergemeinschaft Junge Kunst (FJK) mit Sitz in Bad Honnef, diese Ambivalenz der Brücke aufzugreifen und mittels künstlerischer Kreativität und Fantasie zu einem dauerhaften Ort spannender Begegnungen und Erlebnisse werden zu lassen.

Dies geschieht auf dreierlei Art: Eine Fahnenpräsentation, eine Ausstellung in den Brückentürmen und einzelne Veranstaltungen, die die direkte Umgebung der Türme einbeziehen, finden statt. "Dieser Ort ist so einzigartig und unberührt", sagt Helmut Reinelt, zweiter stellvertretender FJK-Vorsitzender und verantwortlich für die Organisation des Brückenfestivals.

Fehlende Förderung

Er fährt fort: "Es ist ganz unverständlich, dass hier bis jetzt noch nichts Derartiges gemacht wird." Reinelt war dabei einer der Künstler, die 2005 bei dem Projekt "Living History", das der Förderkreis Kunst- und Kulturschiff Unkel zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Erpel veranstalten wollte, mitmachen sollten. Damals mussten die Verantwortlichen die groß angelegte Veranstaltungsreihe wegen fehlender Förderung absagen. "Da waren einige Engagierte mit sehr viel Begeisterung dabei - aber auch etwas blauäugig", sagt Reinelt im Rückblick.

Diesmal steht neben der FJK auch der Erpeler Kunst- und Kulturkreis "Ad Erpelle" hinter dem Brückenfestival. "Wir bekommen viel Unterstützung von den Erpelern und ihrem Bürgermeister Edgar Neustein", lobt Reinelt, inzwischen selbst Mitglied bei "Ad Erpelle".

Eine Video-Arbeit unter der Leitung von Professor Lars-Ulrich Schnackenberg, Alanus-Hochschule Bonn, zum Thema Erinnerung und Auseinandersetzung mit dem Krieg, die 2005 gezeigt werden sollte, findet nun ihren Platz im Keller eines Brückenturms. In den Türmen gibt es während der drei Wochen außerdem Arbeiten von Mitgliedern der FJK zu sehen. Auch Reinelt stellt dort aus.

Zum Thema Bewegung und Stillstand werden entlang der Rheinpromenade von Künstlern gestaltete Fahnen ausgestellt. Die FJK hat im Vorfeld einen Wettbewerb veranstaltet, bei dem sich die teilnehmenden Künstler in verschiedensten Techniken und Denkweisen mit dem Gegensatzpaar auseinandergesetzt haben.

Eine Jury hat jetzt 15 Künstler ausgewählt, deren Fahnen drei Wochen lang im Schatten der Brückentürme wehen. "Das sind alles namhafte Künstler", betont Reinelt.

Zu dem bunten Begleitprogramm gehört dabei auch ein Steinsymposium für Bildhauer: Auf dem Freigelände vor dem Tunnel sowie in der Altstadt von Erpel geben Künstler der Alanus-Hochschule in Bonn dann vom 17. September bis 7. Oktober interessierten Besuchern direkte Einblicke in ihre Arbeit.

Weitere Höhepunkte sind ein Konzert mit Markus Stockhausen (Trompete), Tara Bouman (Klarinette und Tanz) und Rolf Zavelberg (Lichtinstallationen) am Sonntag, 23. September, um 20 Uhr im Tunnel, und die sogenannte Loop-Party "Raum für Projektion", gestaltet von Georg Graw und Ursula Böckler mit Bar und DJ, am Samstag, 29. September, ab 20 Uhr ebenfalls im Tunnel.

Theater und Matinee

Am Abschlusswochenende 6./7. Oktober locken schließlich dann am Samstag, 19.30 Uhr, die Theateraufführung "Die Unschuld" unter Leitung von Elzbieta Bozena Bednarska (Alanus-Hochschule) und am Sonntag eine Matinee samt Finissage in den Tunnel. Dort findet ab 11 Uhr Action Painting mit Ingrid Scheller und dem Musiker "Klaus der Geiger" statt.

Geertje Oldermann

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