Bonner Rundschau
vom 22. September 2006
Die "Brücke von Remagen"
damals wie heute im Blickpunkt der Öffentlichkeit
Bürgermeister Edgar Neustein im
Gespräch mit der Rundschau:
Die Idee entstand vor langer Zeit
Edgar Neustein, Ortsbürgermeister
und Vorsitzender des Kunst- und Kulturkreises "ad
Erpelle"
|
|
"Wie eine Burg erheben
sich die Pfeiler des rechtsrheinischen Widerlagers der
ehemaligen Ludendorffbrücke zwischen
Remagen und Erpel am Erpeler Rheinufer", schreibt
Erpels Ortsbürgermeister Edgar Neustein in einem
Artikel über die letzten Kriegstage in Erpel und
beruft sich hierbei auf Berichte von Zeitzeugen. Auf den
ersten Blick schon erkennbar sei auch heute noch, dass
dieses Bauwerk nicht für friedliche Zwecke errichtet
wurde, denn die massive Bauweise und die Schießscharten
gleichenden Fensteröffnungen zeigen die Stein gewordene
Idee des Erbauers. Die Brückentürme wurden aus
massivem Eifeler Basaltstein errichtet Zeugen einer
Geschichte, über die viele Menschen nicht mehr sprechen
möchten. |
Rundschau-Mitarbeiter Leo Klevenhaus
sprach mit Edgar Neustein über diese Geschichte und die
Frage, warum sich die Ortsgemeinde und der Kunst- und Kulturkreis
"ad Erpelle" dazu durchgerungen haben, das am 3. Oktober,
dem "Tag der deutschen Einheit", beginnende "Tunnel-Theater"
mit dem von Walter Ullrich inszenierten Drama "Die Brücke"
ins Leben zu rufen:
Rundschau: Wann und wieso zündete
bei Ihnen die Idee, im einstigen und seit "Ewigkeiten"
brach liegenden Eisenbahn-Tunnel im Basalt-Massiv der Erpeler
Ley ein Theater einzurichten?
Neustein: Die Idee ist schon vor
langer Zeit gezündet. Wenn ich mit dem von mir als Spielleiter
der Erpeler Laienspielschar hoch geschätzten Lehrer Peter
Becker nach den Proben bei einem Glas Bier zusammen saß,
wurde manche Idee "gesponnen". Auch der Gedanke
an eine Freilichtbühne im oder vor dem Tunnel gehörte
schon damals dazu. Mich hat diese Idee nie losgelassen, und
nach der Gedenkveranstaltung am 7. März 2005 habe
ich den Intendanten der Landesbühne Rheinland-Pfalz,
Walter Ullrich, hierauf angesprochen. Auch er fing sofort
Feuer für die Idee, das damalige, tragische Geschehen
in einem Theaterstück am historischen Ort im Erpeler
Tunnel zu inszenieren.
Rundschau: Steht die von Ihnen
initiierte Gründung des Kunst- und Kulturkreises, der
den Namen "ad Erpelle" trägt, im direkten Zusammenhang
mit dem Tunnel-Theater?
Neustein: Selbstverständlich!
Im kleinen Kreis angesprochen, bin ich sofort auf Begeisterung
gestoßen. Dann haben wir beschlossen, einen Verein zu
gründen, der zunächst das Ziel haben sollte, die
Theatermöglichkeit im Tunnel zu schaffen. Das Projekt
"Theater im Tunnel" ist also das erste des Vereins
und soll natürlich nicht das einzige bleiben.
Wir wollen Kunst und Kultur in unserer Gemeinde gemeinsam
mit den anderen kulturellen Vereinen fördern.
Rundschau: Welche wichtigsten Voraussetzungen
waren zu erfüllen, um die Idee mit dem Tunnel-Theater
und der Aufführung des Dramas "Die Brücke"
überhaupt Wirklichkeit werden zu lassen?
Neustein: Zunächst war die
Zustimmung der Eigentümerin, der DB-AG einzuholen. Dann
haben wir sehr früh mit der Kreisverwaltung über
die Auflagen aus baulicher und sicherheitstechnischer Sicht
gesprochen. Und nun sind die Bautätigkeiten im vollen
Gang: Ein Beton-Estrich wurde auf einer Länge von 70
Metern eingebracht, Lüfter sorgen für Frischluft
im Tunnel, die Stromversorgung war zu sichern, und schließlich
muss auch für Toiletten gesorgt werden. Es ist erfreulich,
wie viele ehrenamtliche Helfer mitwirken.
Rundschau: Welche Bedeutung messen
Sie der gesamten Aktion die ja mit viel Aufwand, auch
finanzieller Art, zu schultern war bei und wie bewerten
Sie die Tatsache, dass alle im Tunnel programmierten Aufführungen
in Windeseile ausverkauft waren?
Neustein: Der hohe finanzielle
Aufwand kann, so hoffe ich, durch Spenden aufgefangen werden.
Das Land Rheinland-Pfalz fördert die Maßnahme mit
10.000 Euro, die Sparkasse Neuwied war sehr früh als
Hauptsponsor im Boot. Von vielen weiteren liegen Zusagen vor,
so auch von der VR-Bank Neuwied-Linz.
Dass die Idee, am Originalschauplatz ein historisches Ereignis
als Theaterstück zu inszenieren, auf dieses große
Interesse beim Publikum gestoßen ist, zeigt, dass wir
mit unserem Kunst- und Kulturkreis eine Lücke füllen
konnten, da wir Kunst und Geschichte in authentischer Weise
miteinander verbinden. Tatsächlich waren auch die zusätzlich
aufgenommenen Spieltermine in wenigen Tagen ausverkauft.
Rundschau: Wie geht es weiter?
Sind künftig im aufwändig hergerichteten, aber recht
kalten Tunnel weitere kulturelle Veranstaltungen denkbar?
Neustein: Wir bleiben zunächst
konzentriert auf die Aufführungen des Theaterstücks
"Die Brücke" im Tunnel unter der Erpeler Ley.
So haben wir jetzt schon mit der Landesbühne Rheinland-Pfalz
13 weitere Vorstellungen (Ende August - Anfang September nächsten
Jahres) vereinbart. Auch wenn bereits weitere Kunst- und Kulturaktionen
in Vorbereitung sind, müssen wir erst auf das Projekt
"Theater im Tunnel" konzentriert bleiben, denn bis
zur Premiere am 3. Oktober ist noch viel zu tun.
Text und Foto: Leo Klevenhaus
<<< zurück
zur Übersicht
|