Leo Klevenhaus / Bonner Rundschau per
E-Mail am 6. September 2006
Intendant Walter Ullrich vom Stoff des
Romans "Die Brücke" fasziniert
Im Gespräch mit der Rundschau
sagt der Theaterchef, wie es zu dem Stück gekommen ist
Szenenfoto "Die Brücke"
- Aufführung der Landesbühne Rheinland-Pfalz / Neuwied
Er ist wahrlich kein Unbekannter in der
Theaterszene: Walter Ullrich, "Chef" des Kleinen
Theaters Bad Godesberg und Intendant der Landesbühne
Rheinland-Pfalz, hat im Gespräch mit der Rundschau bereitwillig
erzählt, wie es zu dem Stück "Die Brücke"
gekommen ist. Bekanntlich stehen ab 3. Oktober zunächst
fünf Aufführungen im Tunnel der Erpeler Ley, dem
authentischen Ort des damaligen Geschehens, auf dem Programm
und schon jetzt zeichnet sich ein Ausverkauf ab, weshalb
daran gedacht ist, im Frühjahr weitere Aufführungen
im Tunnel folgen zu lassen. Im ®-Gespräch wies Intendant
Ullrich darauf hin, dass man der großen Nachfrage gerecht
werden wolle und neben anderen Aufführungsorten die Aula
des Schulzentrums Wachtberg (20. September), die Aula des
Schulzentrums Oberpleis (23. September) und das Stadttheater
Rheinbach (24. September), jeweils 20 Uhr, für "Die
Brücke" ausgewählt hat.
Rundschau: Herr Ullrich, was hat
Sie inspiriert, dieses Thema zu einem Bühnen-Drama werden
zu lassen?
Ullrich: Ich habe anlässlich
des 60. Jahrestages der Eroberung der Brücke von Remagen
einen Vortrag in Erpel gehalten und dafür u.a. aus dem
Roman von Rolf Palm einige Abschnitte vorgelesen. Spontan
ist mir der Gedanke gekommen, dass sich das Buch gut für
eine Dramatisierung eignen würde und stieß schon
im Erpeler Besucherkreis auf reges Interesse.
Rundschau: Wie ging es weiter?
Ullrich: Mich selbst, der in den
letzten Kriegsmonaten noch zum Volkssturm eingezogen wurde,
ließ der Gedanke, aus dem Stoff ein Bühnenstück
zu machen, fortan nicht mehr los, und auch der Buch-Autor
war von meinem Vorhaben angetan. So versuchte ich, die damaligen
Geschehnisse in eine dramatische Form zu bringen.
Rundschau: Wurden Sie tatkräftig
unterstützt?
Ullrich: Ja, vor allem waren Erzählungen
von Zeitzeugen von Wichtigkeit für das Stück "Die
Brücke". Besonderen Dank für die Mitwirkung
schulde ich Hermann Kesselheim und Karl Busch.
Rundschau: Und was ist mit dem
Kunst- und Kulturkreis "ad Erpelle"?
Ullrich: Nicht zuletzt aufgrund
dieses Theater-Projektes hat sich in Erpel unter Führung
des Ortsbürgermeisters, Edgar Neustein, dieser Verein
gegründet. Ohne ihn wäre das Theater im Tunnel nicht
zustande gekommen!
Rundschau: Wie sehr bewegen Sie
persönlich nach über sechs Jahrzehnten die Kriegsereignisse
rund um die Brücke von Remagen nach Erpel?
Ullrich: Ein ungeheuerliches Schicksal
war den rechtsrheinischen Orten zugedacht: 1.716 Flugzeuge
und 1.350 Lastensegler sollten von 26 Flughäfen starten
und 17.000 Soldaten samt Fahrzeugen und Geschützen hinter
der deutschen Front abladen. Sodann sollte der 50 Kilometer
lange rechtsrheinische Küstenstreifen unter Einsatz von
8.000 Kampfflugzeugen und 4.000 Kanonen sturmfrei gebombt
werden, und allein im nur 8 Kilometer breiten Angriffsstreifen
der Amerikaner sollten 65.000 Granaten in 60 Minuten
abgeschossen werden.
Rundschau: Unvorstellbar!
Ullrich: In der Tat. Da wäre
kein Stein auf dem anderen geblieben von den Toten
ganz zu schweigen. Der rasche Fall der Brücke hat also
viel Unheil verhütet und zahllosen Menschen das Leben
gerettet. Es ist wichtig, dass das nicht vergessen wird!
Text: Leo Klevenhaus
/ Foto © Friedhelm Schulz Bildjournalist /DJV
friedrichson@t-online.de
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