General-Anzeiger Bonn vom 2./3. September 2006
Der Erpeler Tunnel wird zur großen Bühne

Zusammen mit der Landesbühne stemmt Erpel ein großes Projekt – Schauspieler zeigen den Kampf um die Remagener Brücke am Originalschauplatz des Geschehens

Mit dem Schauspiel "Die Brücke" startet die Landesbühne Rheinland-Pfalz im Schlosstheater von Neuwied ihre neue Spielzeit. Intendant Walter Ullrich hat für das Stück den Roman von Rolf Palm "Die Brücke von Remagen" dramatisiert. Anlass für diese Arbeit war eine Veranstaltung im Vorjahr, bei der er anlässlich des 60. Jahrestages der Eroberung der Ludendorffbrücke Abschnitte aus dem Buch vortrug. Dabei wurde die Idee geboren, das Stück am Originalschauplatz im Tunnel hinter den Türmen der Ludendorffbrücke aufzuführen.

 


Theater im Tunnel: Im Oktober sollen die Geschehnisse der letzten Kriegstage im Siebengebirgsraum, insbesondere an und auf der Remagener Brücke, als Bühnenstück präsentiert werden

"Unsere Aktion "Theater im Tunnel" steht. Am Dienstag, 3. Oktober, haben wir Premiere unserer insgesamt fünf Aufführungen", freut sich Bürgermeister Edgar Neustein. Zu Recht, liegen doch erhebliche Anstrengungen hinter ihm und seinen Mitstreitern. "Um unsere Idee realisieren zu können, haben wir zunächst den Verein "Kunst und Kultur Ad Erpelle" gegründet", erinnert Neustein. Während er sich als Vorsitzender auf den Weg durch die Instanzen machte und vor allem mit der Besitzerin des Tunnels, der Bahn AG, verhandelte, übernahmen die übrigen Vorstandsmitglieder die Leitung von vier Arbeitsgruppen.

"Die Jungen von der Jugendwohneinrichtung Sankt Sebastian Oberdollendorf haben im Sommer ganz tolle Vorarbeit geleistet", erinnert sich Gregor Noll, der die AG "Bau" leitet. So konnte der 60 Meter lange Betonboden termingerecht gegossen werden, auf dem die Bühne und die Zuschauertribüne aufgebaut werden. Bevor diese Arbeiten anstehen, müssen jedoch noch Lüftungsanlagen eingebaut werden. "Wir liegen aber sehr gut im Rennen mit unseren Arbeiten, bei denen wir von den Erpeler Handwerkern toll unterstützt werden", freut sich der stellvertretende Vorsitzende.

Seine Kollegin Clarissa Wild ist für das Rahmenprogramm und die Bewirtung der Gäste verantwortlich, die auf vier Ebenen in 20 Reihen zu je elf Plätzen im Tunnel Platz finden werden. Sehen werden sie neben dem Schauspiel eine Ausstellung mit Fotos und Dokumenten. "Außerdem haben wir ein Modell der Ludendorffbrücke von der Bundeswehr bekommen und die Erpeler Grundschüler haben den Tunneleingang in einer großen Plastik nachgebaut", berichtet sie.

Ein wichtiger Mann im Team ist natürlich Günther Marx, der für die Finanzen verantwortlich ist. "Nur über die Eintrittskarten rechnen sich die Aufführungen natürlich nicht. Da mussten wir bei Kosten von rund 36.000 Euro einschließlich unserer Eigenleistungen schon Sponsoren finden", erklärt er. Sein Zwischenresümee: "Wir sind zwar ganz gut bedient worden, aber der Topf ist noch nicht voll. Wir werden aber wohl mit einem blauen Auge davon kommen." Damit das "Veilchen" nicht zu groß wird, rührt Heino Schmitz eifrig die Werbetrommel. "Jetzt, wo die Termine für die Aufführungen feststehen, können wir auch mit unserer großen Plakataktion beginnen", freut er sich.

Die Bundeswehr, die den Tunnel regelmäßig mit Schulungsgruppen besucht, habe großes Interesse signalisiert und auch die Schulen werde man frühzeitig über die jeweiligen Termine informieren. Zukunftsmusik, vor der noch einige Arbeit auf die Erpeler wartet. Für die Premiere muss noch ein Fluchtweg gesichert sowie der Eingang erweitert und verschönert werden. "Nur für eine Garderobe müssen wir nicht sorgen bei den Temperaturen im unbeheizten Tunnel. Aber die 200 Erpeler werden im März 1945 dort wohl mehr gefroren haben als unsere Zuschauer, die ihre Mäntel besser anbehalten", unkt Neustein über diese Realitätsnähe am Originalschauplatz.

Eintrittskarten für die fünf Termine gibt es in der Erpeler Postagentur, Kölner Straße 8, unter www.ad-erpelle.de sowie unter (0 26 44) 9 60 60. Aber bei den Aufführungen in diesem Jahr soll es ja auch nicht bleiben. "Es ist geplant, unser Theater im Tunnel" vor Beginn der neuen Theatersaison in 2007 noch einmal zehn bis 14 Tage anzubieten", berichtet Neustein.

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