Leo Klevenhaus / Bonner Rundschau per E-Mail am 27. Juli 2006
Im eiskalten Eisenbahntunnel der Erpeler Ley leisten Jugendliche Projektarbeit

Im Oktober ist Premiere für die Theateraufführung "Die Brücke"

Der Betrachter und Bewunderer der mächtigen Türme an der B 42 in Erpel
– hier wie auf der gegenüber liegenden Rheinseite verbliebene Zeugen der einstigen Eisenbahnbrücke zwischen Erpel und Remagen – ahnt nicht, was sich im dahinter liegenden, 280 Meter langen Eisenbahntunnel der Erpeler Ley tut. Natürlich weiß fast jeder, dass die Landesbühne Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit "ad Erpelle" – Kunst- und Kulturkreis Erpel – für Oktober die Premiere der Theateraufführung "Die Brücke" plant. Und weil dafür immense Vorarbeiten am und im Tunnel zu bewältigen sind, sind derzeit 5 junge Männer der Jugend-Wohneinrichtung St. Sebastian Königswinter mit Betreuern und dem Projektleiter Heinz-Willi Euskirchen (Unkel) mit Entrümpelungs- und Vorbereitungsarbeiten befasst.

Aufmerksam geworden, so erzählte uns Euskirchen, ist er auf das "reizvolle Projekt" durch die Berichterstattung der Medien über das Vorhaben des Vereins "ad Erpelle". Schnell war Kontakt mit Ortsbürgermeister Edgar Neustein, der auch Vorsitzender des Kunst- und Kulturkreises ist, hergestellt. Täglich sind vier bis fünf junge Männer emsig und nach eigenem Bekunden mit Begeisterung bei der Arbeit, wobei ihnen ob der großen Hitzewelle die eiskalten Temperaturen im Tunnel selbst gut tun. Da müssen die fleißigen Handwerker zeitweise dicke Pullover oder Jacken tragen.

"Die Jungs lernen hier auch, im Team zu arbeiten, und das funktioniert bestens". Sie kommen immerhin aus verschiedenen Abteilungen der Wohneinrichtung.

 


Die mächtigen Türme beiderseits des Rheins zeugen von der einstigen Rheinbrücke, die als "Brücke von Remagen" in die Kriegsgeschichte eingegangen ist


Junge Männer der Jugend-Wohneinrichtung St.Sebastian Königswinter verrichten derzeit Projektarbeit am und im 280 Meter langen Tunnel im Basaltmassiv der Erpeler Ley. Projektleiter ist Heinz-Willi Euskirchen (l.)

Da der Tunnel für die Veranstaltungen nach beiden Seiten begehbar sein muss (Fluchtweg), sind die Jugendlichen schwerpunktmäßig damit beschäftigt, alte Vorrichtungen im Tunnelgewölbe aus Eisen und Draht, von der einstigen Champinon-Zucht stammend, zu demontieren und "mit Muskelkraft" nach draußen zu befördern – kein leichtes Unterfangen.

Besonders gut finden sie die Mittagsbetreuung im schönen, schattigen Garten von Ortsbürgermeister Neustein und dessen Frau Hildegard. Und dass der Kanu-Club Unkel sie am gestrigen Mittwoch, nach getaner Schwerstarbeit, zu einer Rheinfahrt im Zehner-Kanu von Leutesdorf nach Unkel unter dem Motto "Alle in einem Boot" eingeladen hatte, registrierten die sonst nicht gerade verwöhnten jungen Menschen, die aus mehreren Nationen der Welt stammen, als ein besonderes Highlight. Selbst Heinz-Willi Euskirchen hielt mit seiner Begeisterung nicht hinterm Berg: "Das ist ein Super-Projekt für die Jungs und mich!"

Alle erfahren bei dieser Aktion auch etwas über die Geschichte der Brücke und des Tunnels, über die letzten Kriegstage vor rund 60 Jahren und die Bedeutung der Brückenzerstörung insgesamt, denn ohne sie wäre so manches sicher ganz anders gekommen. Aber das ist eine andere Geschichte, die sicherlich beim Theater "Die Brücke" in Erwähnung gezogen wird.

Text und Fotos: Leo Klevenhaus

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